Grenzaufsichtsstellen
Für die Überwachung des etwa 50 km langen Grenzabschnitts durch bzw. entlang des Lappwaldes, des Helmstedter Braunkohlereviers bis hin zum Großen Bruch im Süden waren ab Mitte der 1970er Jahre zehn mit bis zu acht Beamten besetzte Grenzaufsichtsstellen (GASt’en) zuständig.
Zum Foto: Reste eines im Jahr 1945 ausgebrannten Busses in der Nähe der späteren Grenzkontrollstelle Helmstedt-Autobahn, der seinerzeit die alte Reichsstraße 1 (von Aachen über Berlin nach Königsberg) versperrte. Reste des Wracks wurden erst nach der Grenzöffnung beseitigt. Weiterführende Informationen sind im Zonengrenz-Museum Helmstedt verfügbar.
GASt'en (mot) Mariental-Horst und Brunnental
Die GASt (mot) Mariental-Horst war als nördlichste GASt etwa 15 km vom Zollkommissariat Helmstedt entfernt. Im Zuständigkeitsbezirk der GASt lag die Ortschaft Grasleben sowie Teile des Lappwaldes.
Postierungspunkte waren:
- die durch den Grenzverlauf gesperrte Verbindungsstraße Grasleben – Weferlingen (Magdeburger Straße in Grasleben)
- Kippenweg
- Sandberg (Sandwerke Grasleben)
- Hungerberg
- Grenzknick Mariental (im Lappwald)
- Weferlinger Straße (im Lappwald)
- Grenzknick Rote Riede (im Lappwald)
- Gasschieber (im Lappwald)
- Walbecker Straße (im Lappwald).
Die GASt Mariental-Horst fungierte als „Ausbildungs-GASt“ für Zollanwärter im Bezirk des Zollkommissariats Helmstedt.
Angehörige der britischen Militärpolizei (Military Police - MP) werden durch den British Frontier Service (BFS) in die Grenzlage eingewiesen.
An den Bezirk der GASt (mot) Mariental-Horst schloss sich in südlicher Richtung der Zuständigkeitsbezirk der GASt Brunnental mit folgenden Postierungspunkten im Lappwald an:
- Schwanefelder Weg
- Rabenbäume
- Grenzknick Brunnental
- Beendorfer Straße
- Meseckenheide
- Grenzknick Harpker Berg
Zwischen den Ortschaften Bad Helmstedt (Brunnental) und Beendorf ist zur Erinnerung ein etwa 1 km langer Grenzlehrpfad eingerichtet worden. Informationen zum Grenzlehrpfad Helmstedt - Beendorf können der Seite Grenzdenkmäler entnommen werden.
GASt’en (mot) Helmstedt I und II
Die Dienstverrichtung im Zuständigkeitsbezirk der GASt’en war auch durch die Autobahn-/Zug-Transitstrecke Hannover - Berlin, den seinerzeit unmittelbar in Grenznähe gelegenen Amtsplatz der Grenzkontrollstelle (GKSt) Helmstedt-Autobahn und die räumliche Nähe zur DDR-Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn geprägt.
Bezüglich der Zug-Transitstrecke war im Blick zu behalten:
Züge hatten nach Erreichen des Hoheitsgebiets der Bundesrepublik Deutschland bis zur Grenzkontrollstelle Helmstedt-Bahnhof noch etwa 2 km zurückzulegen. Diese Wegstrecke bot Schmugglern genügend Zeit, Schmuggelgut aus dem fahrenden Zug zu werfen, um es dann an zuvor festgelegten Abwurfstellen wieder aufzunehmen. Unter Risikogesichtspunkten war der Bahnstrecke besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Postierungspunkte waren:
- Grenzknick Harpker Berg
- Grenzknick Clarabadweg
- Ausgebrannter Bus (an der ehemaligen B 1)
- Umgebung des Grenzübergangs Helmstedt - Marienborn
- Magdeburger Warte
- Umgebung der Transit-Bahnstrecke Hannover - Berlin
- Harpker Weg (B 245).
GASt (mot) Helmstedt III
Die bis zu 30 Beamten der im Jahr 1976 eingerichteten Dienststelle (Dienststellenbezeichnung bis 1977: GASt (mot) Helmstedt III [Sondergruppe]) hatten im gesamten Bezirk des Zollkommissariats Helmstedt Grenzaufsichtsdienst zu verrichten. Primär waren sie jedoch bei den Grenzkontrollstellen Helmstedt-Autobahn und Helmstedt-Bahnhof im Einsatz.
Mit der Einrichtung der Dienststelle wurde insbesondere auf das erheblich gestiegene Aufkommen des Personen- und Güterverkehrs über die Grenzkontrollstellen im Bezirk des Hauptzollamts Braunschweig-Ost reagiert.
Zum Foto: Knollenquarzit mit Spruchband "Wiedervereinigung 1990"
Aufschrift auf der Steintafel: Allhier in heimatlichen Sanden / Vor Millionen Jahren einst entstanden, / Sei Mahner er uns allezeit / Für Freiheit, Recht und Einigkeit.
GASt F (Sprechfunkzentrale)
Die GASt F (Sprechfunkzentrale, früher Funkleitstelle) war mit Einsatzzentralen der Polizei vergleichbar. Vorrangige Aufgabe der GASt F Helmstedt (Rufname: Bogen 21) war, den Funkbetrieb innerhalb des Zollkommissariats Helmstedt und des Bezirks des Zollkommissariats Wahrstedt sowie mit anderen Sicherheitsbehörden, insbesondere dem Bundesgrenzschutz und der Landespolizei, zu führen.
In diesem Zusammenhang hatte sie An- und Abmeldungen der aus- und einrückenden Streifen des Grenzaufsichtsdienstes sowie Meldungen der Streifen über besondere Ereignisse aufzunehmen. Wurden Personen oder Kraftfahrzeuge von den Beamten des Grenzaufsichtsdienstes überprüft, wurde die GASt F angesprochen, um den Fahndungsbestand zu prüfen bzw. prüfen zu lassen.
Weiterhin hatte sie erforderlichenfalls die im Dienst befindlichen Streifen zu koordinieren. Wenn es die Lage erforderte, wurden von der GASt F im dienstfrei befindliche Beamte zur Unterstützung angefordert.
Von der Sprechfunkzentrale waren morgendliche Lagemeldungen für das Hauptzollamt zu erstellen und zu übermitteln.
Ferner war die GASt F Helmstedt Fernschreibleitstelle und hatte in dieser Funktion den Fernschreibbetrieb in ihrem Zuständigkeitsbereich zu führen.
Die Beamten der GASt F hatten monatlich in einem festgelegten Umfang Streifen- und Postierungsdienst im Bezirk des Zollkommissariats Helmstedt zu verrichten, auch um die örtlichen Gegebenheiten des Bezirks aus eigener Anschauung beurteilen zu können.
GASt'en S Helmstedt I und II (S-Trupp)
GASt'en S wurden in erster Linie für intensive Kontrollen im grenzüberschreitenden Personen- und Warenverkehr, insbesondere zur Verhütung, Verhinderung und Aufdeckung des Schmuggels von Rauschgift (Betäubungsmitteln) und Waffen eingesetzt.
Gründungsdaten
Im Bezirk des Zollkommissariats Helmstedt wurde ein Sondertrupp zum 1. Juli 1972 eingerichtet. Die Umbenennung dieser Organisationseinheit in "GASt S Helmstedt" erfolgte zum 1. Juni 1977. Zum 1. August 1977 wurde die GASt S Helmstedt II eingerichtet.
Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels
Einsätze bei den Grenzkontrollstellen Helmstedt-Autobahn und Helmstedt-Bahnhof führten vorwiegend bei Reisenden im Transitverkehr zwischen Berlin und der Bundesrepublik Deutschland zur Feststellung von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Gegen die mit Betäubungsmitteln festgestellten Personen waren von den Beamten der GASt'en S strafrechtliche Ermittlungsverfahren einzuleiten und aufgefundene Beweismittel sicherzustellen. Weiterhin war den Beschuldigten in Vernehmungen Gelegenheit zu geben, sich zum Tatvorwurf zu äußern.
Die gefertigte Ermittlungsakte war dem Hauptzollamt Braunschweig-Ost (anfangs auch noch zur Festsetzung der auf die beschlagnahmten und ermittelten Rauschgiftmengen zu erhebenden Steuern) und dem Zollfahndungsamt Hannover zu übersenden.
Übernahme der Ermittlungen durch Beamte des Zollfahndungsdienstes
Schmuggelfälle, die wegen der aufgefundenen Rauschgiftmenge bzw. der Menge hochsteuerbarer Waren (insb. Zigaretten und Alkohol) zur Festnahme der festgestellten Personen führten, hat das Zollfahndungsamt Hannover regelmäßig zeitnah am Tag der Feststellung übernommen und die erste Vernehmung der Beschuldigten durchgeführt. Von den Beamten des Zollfahndungsamts wurden erforderlichenfalls weitergehende Ermittlungen (z. B. unter Beteiligung des für den Wohnort der Beschuldigten zuständigen Zollfahndungsamts) veranlasst und durchgeführt. Beschuldigte wurden dem Haftrichter vorgeführt, wenn Haftgründe vorlagen. Nach Abschluss der Ermittlungen war ein Schlussbericht zu erstellen, der zusammen mit der Ermittlungsakte der sachleitenden Staatsanwaltschaft vorzulegen war.
Die Beamten der GASt'en S waren in gerichtsanhängigen Verfahren häufig als Zeugen vor Gericht geladen.
Zum Foto: Zolljahresbericht 1986, Herausgeber: Bundesministerium der Finanzen
Grenzkontrollstelle Rühen
Zur Bekämpfung des Schmuggels mit hochsteuerbaren Waren (insb. Zigaretten und Alkohol) haben die Beamten des S-Trupps in unregelmäßigen Zeitabständen auch bei der Grenzkontrollstelle (GKSt) Rühen am Mittellandkanal Dienst verrichtet.
Ende der 1970er Jahre führten hier Kontroll- und Observationsmaßnahmen mehrfach zur Feststellung größerer Mengen geschmuggelter Zigaretten sowie von Trinkbranntwein (Wodka), die als "undeklarierte Beiladung" auf in Polen registrierten Binnenschiffen in die Bundesrepublik Deutschland eingeschmuggelt werden sollten / wurden, um sie hier auf dem Schwarzmarkt mit Gewinnabsicht zu veräußern.
Während die Schmuggler wegen Steuerhinterziehung (§ 370 Abgabenordnung) oder wegen banden- und gewerbsmäßigem Schmuggel (§ 373 Abgabenordnung) angeklagt wurden, hatten sich die bei der Übernahme des Schmuggelguts festgestellten Abnehmer der Schmuggelware wegen des Vorwurfs der Steuerhehlerei (§ 374 Abgabenordnung) zu verantworten. Als Steuerhehler hafteten sie für die entstandenen Eingangsabgaben.
Schwerpunktkontrollen
Nicht zuletzt haben die Beamten der GASt'en S immer wieder auch an Schwerpunktkontrollen (z. B. auf dem Flughafen Hannover, insbesondere aber bei den Grenzkontrollstellen Helmstedt-Autobahn und Helmstedt-Bahnhof) mitgewirkt.
Zum Foto: Beamte des S-Trupps unterstützen die Grenzschutzstelle Helmstedt-Autobahn bei Kontrollmaßnahmen im Vorfeld des Besuchs des 40. Präsident der USA, Ronald Reagan, im Juni 1982.
GASt'en (mot) Büddenstedt und Offleben
Der Bezirk der in der Gemeinde Neu-Büddenstedt eingerichteten Grenzaufsichtsstelle war geprägt durch ausgekohlte Tagebaue. Folgende Postierungspunkte waren zu bestreifen:
- Südspitze Glüsig
- Umspannwerk Helmstedt
- Runstedter Straße / Büddenstedt
- Bahnüberführung Hornhof
- Eingang Grube Wulfersdorf
- Betriebsstätte Wulfersdorfer Tagebau.
Der Dienstraum der GASt (mot) Offleben befand sich in der Gemeinde Offleben in Grenznähe. So konnte der Postierungspunkt „Barneberger Straße“ in Offleben beispielsweise nach Verlassen der Dienststelle zu Fuß in weniger als 5 Minuten angelaufen werden.
Weitere Postierungspunkte waren:
- Harpker Weg (B 245)
- Grenzknick Wirpketal
- Alte Mühle Hohnsleben
- Gasthaus Ernst (an der Verbindungsstraße nach Hohnsleben gelegen)
- Herrenwiesenberg
- Reinsdorfer See
- Bahnlinie Offleben
- Gartenkolonie Oesterlinge (in Offleben)
- Grenzknick Westteich
- Grenzknick Mißaue.
In Offleben ist heute ein als Grenzwanderung bezeichneter Weg ausgeschildert, der sowohl durch den Ort als auch ein längeres Stück auf dem Kolonnenweg entlangführt. An mehreren Punkten sind Tafeln aufgestellt, denen Informationen u. a. zur Grenze und zu einem Grenzzwischenfall entnommen werden können.
GASt’en (mot) Schöningen I und II
Die Grenze im Raum Schöningen verlief in weiten Teilen parallel zum Bach „Schöninger Aue“.
Regelmäßiger Postierungspunkt war wegen der Lage gegenüber der auf DDR-Gebiet liegenden Ortschaft Hötensleben die Umgebung der ehemaligen Gaststätte "Fährturm", zumal hier auf der Brücke über die "Schöninger Aue" (vor dem Metallgitterzaun) immer wieder Grenzaufklärer der Grenztruppen der DDR im Einsatz waren.
Weitere Postierungspunkte waren:
- Eisenbahnbrücke bei Hötensleben
- Nachtwiesenweg
- Mückenwinkel
- Twieflinger Tiefenbach
- Grenzknick Söllingen
- Strohpresse (ehemals am Ortsrand von Söllingen auf der heutigen Verbindungsstraße zwischen Söllingen und Ohrsleben).
Zollkommissariat Schöningen
Die GASt’en Schöningen I und II (Dienstraum in der Straße Negenborntrift / Ecke Kannenstieg) waren ursprünglich Dienststellen des am 30. Juni 1972 aufgelösten Zollkommissariats (ZKom) Schöningen. Zum ZKom Schöningen gehörten zudem die GASt (Fuß) Schöningen-Süd sowie die GASt’en (mot) Büddenstedt und Offleben.
Fotos: Konrad Hamann, Hannover (Aufnahmen aus Mitte der 1960er Jahre), Blick auf die Grenzanlagen vor Hötensleben
Nach Grenzöffnung
Einbruch in Diensträume des Zolls
Besonderes Medieninteresse für den „Zoll in Schöningen“ hatte seinerzeit ein Einbruch in die Diensträume der Grenzaufsichtsstellen Schöningen in der Marienstraße hervorgerufen. Dabei wurden am 15. April 1974 (Ostermontag) zwischen 2 und 3 Uhr morgens acht Maschinenpistolen des Typs Heckler & Koch gestohlen.
Der Einbrecher soll den Tipp über die Lagerung der Waffen von einem ehemals im Raum Schöningen beschäftigten Zollbeamten erhalten haben. Die Tat konnte aufgeklärt und abgeurteilt werden.
Zollbeamte berichteten, dass sie am Tag nach dem Einbruch von Soldaten der DDR-Grenztruppe auf den Waffenraub angesprochen worden sind. Diese Kontaktaufnahme war bemerkenswert, weil die Soldaten befehlsgemäß gegenüber den Beamten des Zolls und des Bundesgrenzschutzes äußerst distanziert auftraten und selbst den erbotenen Tagesgruß grundsätzlich nicht erwiderten.
Fluchtgeschehen in Nähe der Bahnbrücke Hötensleben
Informationen (mit Video) zur Flucht von zwei Soldaten der Grenztruppe der DDR über die Bahnbrücke bei Hötensleben im Jahr 1968 sind über nachfolgenden Link (Seite des NDR) erreichbar.
Untenstehende Abbildungen zeigen
- beispielhaft einen Betonpfosten mit Löchern, in die der damalige Grenzsoldat den Lauf seines Gewehres AK-47 (Kalaschnikow) steckte, um den Metallgitterzaun (mit der als "Trittleiter" verwendeten Waffe) zu überwinden.
- die derzeitige Fußgängerbrücke über die Aue, die nach Abriss der Bahnbrücke im Jahr 1995 errichtet wurde.
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